Schlafen im Aufstelldach: Von der Angst im Campervan überfallen zu werden

Schlafen im Aufstelldach: Von der Angst im Campervan überfallen zu werden

  • Lesedauer:11 min Lesezeit

Zum Thema wildeste Roadtrip Pannen könnte ich dir von zahlreichen Werkstattbesuchen während meines Roadtrips durch Europa berichten. Die saugten mir nicht nur das Geld aus der Tasche, sondern raubten mir den letzten Nerv. Auch wenn es in dem Moment für mich 100 % Aufregung war, wäre das sicher schnell langweilig jetzt davon zu berichten.

Mit einem furchterregenden Erlebnis vom Schlafen im Aufstelldach des Campervans möchte ich mit dir eine persönliche Erfahrung teilen. Dieser Beitrag ist Teil meiner ersten Blogparade, zu der Julia und Felix von Secluded Time aufrufen.

Meine Pläne mit Campervan Elli

Meine Wohnung hatte ich längst aufgegeben und meine Sachen verkauft. Die Basis für die lang ersehnte Reise war geschaffen. Doch bevor es open end los gehen sollte, entschloss ich mich, das Vanlife zunächst für einige Monate zu testen. Ich wollte herausfinden, ob ich mir vorstellen kann, einige Jahre in einem Van zu reisen. Im Juli 2019 kaufte ich mir Campervan Elli. Mit Elli sollte es auf einen Roadtrip durch Frankreich, Spanien und Portugal gehen. Es dauerte 3 Monate, bis ich den Wagen entsprechend meiner Vorstellungen verändert hatte. Das Wichtigste dabei war mir, autark zu sein, um frei in der Natur stehen zu können. Bevor ich mich im Oktober 2019 auf den Weg machte, testete ich noch die Praktikabilität des Wagens mit 2 Testfahrten.

Vor- und Nachteile des Aufstelldachs

Der zum Wohnmobil ausgebaute Fort Transit Nugget verfügt über ein Aufstelldach. Durch das Hochklappen des Dachs wird eine Liegefläche zum Schlafen im Aufstelldach geschaffen. Der dadurch gewonnene Raum wird lediglich mit Stoff abgegrenzt, was bedeutet, dass die Isolierung gleich null ist. Während man im Sommer Frischluft und Abkühlung genießt, muss man sich bei kühleren Temperaturen nachts dick einpacken. Vor Abfahrt muss das Dach runter geklappt werden. Dazu ist bis auf die Matratze alles darunter wegzuräumen.

Jetzt fragst du dich, warum man sich dann einen Wagen mit Aufstelldach anschafft? Ganz klar wegen der niedrigen Höhe im Fall von Höhenbegrenzungen für Straßen und Parkplätze. Mit einem kleineren Fahrzeug fällt man auch nicht so schnell auf. Beim Kochen lassen sich außerdem die 2 Fenster im Aufstelldach komplett oder mit Fliegengitter öffnen.

Camper Vanlife Spanien
Das ist Elli, ein 28 Jahre alter Van mit Aufstelldach.

Sicher Freistehen und schlafen im Aufstelldach

Worauf ich hinaus will ist, dass ein Dach aus Stoff vor allem bedeutet, nicht gut vor Außeneinwirkungen geschützt zu sein. Innen bekommt man Kälte sofort zu spüren, bei Nässe sollte man das Dach am besten gar nicht erst öffnen. Aber auch die Sicherheit im Wagen ist eingeschränkt. Mir kamen Stories zu Ohren, dass Leute auf dem Campingplatz ausgeraubt wurden. Um rein zu kommen wurde der Stoff aufgeschnitten. Anfangs war ich deswegen ziemlich verunsichert. Aber auf der ersten Testfahrt mit meinem Freund habe ich mich 3 Nächte über stets sicher im Wagen gefühlt. Immerhin war ich bereits erprobt, einen sicheren Platz mit dem Zelt zu finden. Inzwischen habe ich ein gutes Gespür zum Freistehen für nächtliche Stellplätze bekommen. So gelang es uns auch mit Elli, ruhige Plätze im Freien aufzusuchen.

Testfahrt mit dem Campervan mit Freundin Franzi

Nachdem die erste Tour ein voller Erfolg war, plante ich mit meiner Freundin Franzi einen 3-Tage-Trip nach Süddeutschland. Mit Zwischenstopp in Heidelberg sollte es weiter zum Bodensee gehen, da wir noch nie dort gewesen sind. Auf meinen Weg in den Süden hole ich Franzi aus Darmstadt ab. Wir verbringen einen wundervollen Tag in Heidelberg und fahren für die Nacht in ein Waldgebiet in der Nähe des Bodensees. Auf einem kleinen Hügel finden wir einen netten Platz und parken direkt auf einen unbefahrenen Pfad. Wir entscheiden uns, direkt auf dem Weg stehen zu bleiben, um uns keine Zecken einzufangen. Da das Gras hoch steht, scheint es hier keinen Verkehr zu geben.

Freistehen und die Abgeschiedenheit genießen

Da die Elektroinstallation des Campers zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen ist, gibt es bei uns kalte Küche. Wir richten den Tisch nett an, auf dem der Hingucker der vegane Geburtstagskuchen ist. Den hat mir meine Freundin als Überraschung nachträglich zum Geburtstag gebacken. Zusammen mit einem Bier lassen wir den Abend vor dem Van ausklingen und genießen den Sonnenuntergang. Wir sind begeistert, dass wir die ganze Zeit über vollkommen ungestört sind. Nicht ein einziger Spaziergänger und kein Fahrzeug kommt an uns vorbei. Als es kälter wird, packen wir uns dick ein. Erst als es schon dunkel ist, gehen wir rein und machen uns bettfertig.

Roadtrip Pannen
Den Abend lassen wir auf einem ruhigen Platz inmitten der Natur ausklingen.

Sicher schlafen im Aufstelldach: Was war das?

Nachdem wir alles von einer in die andere Ecke räumten und uns gegenseitig im Weg standen, liegen wir endlich im Bett des Aufstelldachs. Das Leben in einem kleinen Van und zudem noch mit Aufstelldach ist wie Tetris. Deswegen freue ich mich umso mehr, dass so langsam Routine rein kommt. Vanlife macht Spaß, insbesondere wenn man so wie wir jetzt inmitten der Natur steht.

Während wir im Bett noch ein bisschen quatschen, verschwindet die Stille abrupt. Was ist das für ein Geräusch? Klingt wie ein Motor. Verunsichert gucken wir uns an. Vorsichtig öffne ich ein Stück des Reißverschlusses vom Fensters des Aufstelldachs und wage einen Blick nach draußen. Ein grelles Licht blendet mich. Ich kann lediglich einen dunklen SUV erkennen. Er fährt langsam ganz dicht vor unserem Wagen entlang, da wir ja mitten auf dem Weg stehen. Mein Körper ist wie erstarrt. Dürfen wir hier nicht stehen? Wir spekulieren, wer das sein kann. Vielleicht der Bauer, dem das Land hier gehört? Wir überlegen kurz, wie scheiße es ist, sich im Dunklen einen neuen Stellplatz suchen zu müssen. Das sollte man immer vor Einbruch der Dunkelheit tun. Aber warum kommt jetzt niemand und klopft?

Wieso dreht der nicht um?

Verunsichert klettere ich leise runter und schleiche zur Fensterscheibe. Langsam schiebe ich die Gardinen zur Seite und versuche in meiner Aufregung etwas zu erkennen. Wir flüstern, da man uns sonst durch den Stoff des Aufstelldachs hören würde. Entgegen unserer Annahme, dass jemand uns fortschicken will, ist es nun wieder mucksmäuschenstill. Ich kann nichts und niemanden sehen, es ist stockdunkel draußen. Ein Schauer überkommt mich. Mist, wieso haben wir nicht im Hellen geschaut, wohin dieser Weg führt?

In diesem Moment beginnt das Kopfkino: Wer ist da draußen? Wir sind uns einig, dass die Person hier definitiv nicht vor hat zu campen, da es sich nicht um ein Campingfahrzeug handelt. Um heraus zu finden, wohin der Weg führt, schnappe ich besorgt mein Handy. Da es kalt ist, krabble ich damit wieder zu Franzi ins Bett. Ich öffne die App maps.me, um mir die Umgebung anzuschauen. Das Kartenmaterial zeigt uns, dass der Weg in 230 Metern zwar nicht endet, aber in einen anderen kleinen Feldweg führt. Demzufolge muss die Person aller Wahrscheinlichkeit nach wieder zurück fahren. Wir lauschen gespannt und ich schaue nochmal durch das Aufstelldach raus. Der Weg führt leicht um die Kurve und etwas weiter beginnt ein Waldstück. Doch wir können weder etwas sehen noch hören. Wir grübeln eine Weile, da kommt uns der Gedanke: Ist da draußen jemand, der vor hat reinzukommen? Franzi weiss um meine Sorge, dass der Stoff des Aufstelldachs keinen Einbrecher abhalten kann. Warum zur Hölle fährt der nicht wieder zurück? Wird uns die Abgeschiedenheit und Ruhe an diesem Ort jetzt zum Verhängnis?

Was sollen wir jetzt tun?

Es bleibt totenstill um uns herum. Uns wird immer mehr bewusst, dass uns nicht nur das Aufstelldach Angst macht. Sicher lässt sich auch ein knapp 30 Jahre altes Fahrzeug leicht aufbrechen. Panisch schreibt Franzi einem Freund per Whatsapp und schildert ihm unsere Situation. Währenddessen werfe ich nochmal einen Blick in die App. Welchen Grund kann jemand haben, hier entlang zu fahren? Und tatsächlich kann ich ganz klein eingezeichnet etwas erkennen: Einen Hochsitz, der sich am Ende des Weges in 230 Metern befinden soll. Aber welcher Jäger jagt denn, wenn es stockdunkel ist? In meinem Kopf irren immer mehr Fragezeichen umher. In meiner Not entscheide ich mich, meinen Freund anzurufen, um mein Leid mit ihm zu teilen. Er versucht mich zu beruhigen. Die Vorstellung vom Jäger auf dem Hochsitz ist für ihn ganz plausibel. Nach einer Weile legen wir auf.

Reiseziel in Deutschland gesucht? Hier gibt’s Vorschläge.

Wie sollen wir im Aufstelldach schlafen?

Etwas klarer wende ich mich Franzi zu und frage sie, was sie für das Richtige hält. Die Suche eines neuen Stellplatzes ist noch viel riskanter als hier stehen zu bleiben, da wir kaum etwas sehen. Falls uns jemand auflauert, wär es dann noch leichter, uns zu folgen. Im schlimmsten Fall ziehen wir weitere Aufmerksamkeit auf uns, wenn wir im Dunkeln abseits des Weges fahren. Wir entscheiden gemeinsam, hier stehen zu bleiben, da es uns als das kleinere Übel erscheint.

Als wir erneut lauschen und alles still ist, merke ich erst, wie müde ich eigentlich bin. Wir wollen versuchen zu schlafen, auch wenn mir klar ist, dass ich das gar nicht kann. Trotz der Aufregung, die wir noch immer verspüren, wünschen wir uns eine gute Nacht. Wie soll ich nur sorgenfrei schlafen im Aufstelldach? Während ich weiterhin angespannt horche, ob jemand draußen ist oder an uns vorbei fährt, spiele ich in Gedanken alles nochmal durch. Ich liege unruhig und wachsam, bis ich realisiere, dass das Zwitschern der Vögel den nächsten Tag ankündigt.

Roadtrip Aufstelldach
Entspanntes Frühstück am nächsten Morgen.

Wie du während deines Roadtrips Geld sparst erfährst du in diesem Beitrag.

Resümee der Nacht Schlafen im Aufstelldach

Irgendwann muss ich wohl doch eingeschlafen sein. Wir sind Beide noch da und niemand ist im Van gewesen. Die Sonne kündigt einen wundervollen Herbstmorgen an. Da ich einen sehr leichten Schlaf habe, wäre ich sofort wach geworden, wenn sich draußen etwas getan hätte. Glücklicherweise hatten wir eine vollkommen ruhige Nacht.

Für uns steht bis heute fest, dass ein Jäger zu seinem Hochsitz gefahren ist. Da er sich in der Gegend auskennt, ist er weiter auf dem Feldweg gefahren, um über einen Umweg auf die Hauptstraße zu kommen. Er wollte nicht wieder an uns vorbei fahren, da es nicht nur eng war, sondern er uns auch nicht wecken wollte.

Das Schlafen im Aufstelldach kann sehr aufregend sein. Mit einem Lächeln im Gesicht bereiten wir unseren Frühstückstisch im Freien zu und genießen die letzten Kuchenstücke.

Mein Fazit: Erfahrungen zum Schlafen im Aufstelldach

Vor allem zu Beginn des knapp 6-monatigen Roadtrips hatte ich Angst, dass das Aufstelldach zu unsicher ist. Die Angst ist aber nach einigen Wochen mehr und mehr verflogen. Keine meiner gruseligen Phantasien ist wahr geworden. Das ist insbesondere meiner zunehmenden Senisbilität für die Stellplätze zu verdanken.

Wie eingangs erwähnt wird es nächstes Jahr den Roadtrip open end geben. Momentan bin ich auf der Suche nach einem geeigneten Fahrzeug für den Ausbau zum Wohnmobil. Fest steht, dass der nächste Van kein Aufstelldach haben wird. Für mich überwiegen die Nachteile, die mit dem Van bei täglicher Nutzung einher gehen. Wichtig für die Zukunft ist mir, dass der Wagen gut isoliert ist, ich darin stehen kann und mich darin sicher fühle. Ein Aufstelldach ist wetterabhängig, was für mich eine starke Einschränkung im Vanlife darstellt.

Die Erfahrungen, die ich in einem halben Jahr Frankreich, Spanien und Portugal gemacht habe, will ich auf gar keinen Fall missen. Sie haben meine Persönlichkeit weiter geformt und mir einen Weg gewiesen, den ich in Zukunft gehen möchte.

Ich hoffe, dich hat mein Erlebnis zum Thema wildeste Roadtrip Pannen – Schlafen im Aufstelldach des Campervans unterhalten. Wenn du Anregungen hast, freue ich mich über einen Kommentar von dir.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Julia | secludedtime.com

    Liebe Sonja,

    Danke für die Teilnahme an unserer Blogparade!

    Ich kann deine Sorge in der Situation nur zu gut nachvollziehen. Auch wir sind nur selten auf Campingplätzen und in der ein oder anderen Nacht hat mir das schon wildes Kopfzerbrechen bereitet. Natürlich ging bisher alles gut, aber irgendwo im Kopf ist immer so eine Stimme, die sagt: „Man weiß ja nie…!“ Wie du aber richtig schreibst, wird die Angst mit der Zeit viel kleiner und man gewöhnt sich an die Situation. Es gibt ja auch kaum schönere Stellplätze als die, die man mit niemand anderem teilen muss!

    Liebe Grüße, Julia

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