Sich auf den Weg zu machen und den deutschen Jakobsweg zu pilgern, ist die eine Sache. Eine (Pilger-)Unterkunft auf dem deutschen Camino zu finden eine andere. Die Distanzen der Herbergen sind oftmals in einer Tagesetappe nicht zu schaffen. Daraus entsprungen ist mir die Idee vom Zelten auf dem deutschen Jakobsweg.
Profitiere von meinen Erfahrungen, wenn du dich noch unsicher fühlst, im Freien zu schlafen. Wie findest du einen sicheren Platz für dein nächtliches Zeltlager? Was spricht überhaupt für das Zelten?
Sicher Zelten auf dem Jakobsweg in Deutschland
Das Sicherheitsgefühl vom Schlafen im Freien hatte ich nicht immer. Bevor ich mich das erste Mal im Juni 2019 auf den Jakobsweg aufmachte, war ich ein großer Angsthase. Das letzte Mal hatte ich als Kind im Garten gezeltet. Aber irgendetwas reizte mich an dem Gedanken, die Nacht in der Natur im Zelt zu verbringen. Letztlich blieb mir auch nichts anderes übrig. Die (Pilger-)Unterkünfte auf deutschen Jakobswegen liegen häufig zu weit auseinander. Zudem war es unmöglich zu sagen, wie viele Kilometer ich für eine Etappe brauchen würde.
Lies weiter, wenn auch dich das Zelten im Freien nervös macht. Diese 4 Tipps verhelfen allen (Noch-)Angsthasen zu einer sicheren Nacht im Zelt auf dem deutschen Jakobsweg.
Wie zelte ich sicher auf dem deutschen Jakobsweg?
Tipp 1: Die ideale Gegend zum Zelten
Der ideale Ort für eine Nacht im Freien befindet sich in einer wenig erschlossenen Gegend. Das ist weder im Wohngebiet noch in der Nähe einer Straße. Ich fahre am besten damit, einen Ort zwischen Wald und Feld zu wählen. Am besten fernab von Straße und Bahngleisen. So hast du nachts nicht nur Ruhe, sondern auch keinen unerwünschten Besuch. Im Idealfall gelangst du von einem schmalen Fußweg zu diesem Ort.
Gute Erfahrungen habe ich in der Nähe von Hochsitzen von Jägern gemacht. Dorthin gibt es vielleicht einen kleinen Trampelpfad und in der Regel etwas höheres Gras. Darin ist das Zelt von Weitem nicht sofort zu erkennen. Ferner lässt sich ableiten, dass der Weg nicht oder kaum frequentiert ist. Die Nähe zu plattgetrampeltem Gras hingegen würde ich vermeiden.
Achte darauf, dass du dem Bauern am nächsten Tag nicht seinen Weg mit dem Trecker blockierst.
Tipp 2: Beobachte aufmerksam deine Umgebung
Nimm beim Aufsuchen deines Nachtlagers deine Umgebung aufmerksam wahr. Achte darauf, dass dich niemand sieht. Lass andere Wanderer passieren, bevor du den Weg verlässt. Nur so kannst du sicher gehen, dass niemand weiß, dass du dort bist. Stell dich an den Ort, an dem du dein Zelt aufschlagen möchtest. Lausche, ob du Straßenlärm oder Züge hörst. Schau dich um, ob du Lichter siehst. Siehst du Autos oder Fußgänger auf Höhe des Zeltes? Dann können sie dich auch sehen und du solltest weiter suchen.
Tipp 3: Der ideale Platz für dein Zelt
Hast du die perfekte Gegend gefunden, suchen wir nun einen Platz für dein Zelt. In meiner ersten Nacht stand das Zelt unter einem Baum. Regentropfen tropften unregelmäßig auf das ZElt. Das hat mich ziemlich genervt. Schau also bei deiner Suche nach oben.
Schau dir nun den Untergrund an. Er sollte ebenerdig sein, wenn du nicht von deiner Matratze rollen willst. Einige Äste und Stöcker lassen sich beiseite räumen. Ist das Gras zu hoch, besteht Zeckengefahr. Viele und spitze Steine könnten den Boden des Zeltes beschädigen. Behalte im Hinterkopf, dass die Heringe in den Boden müssen.
Magst du es nicht, morgens von der Sonne geweckt zu werden? Anhand einer Kompass App kannst du herausfinden, wo Osten ist und die Sonne aufgehen wird. So kannst du dich in den Schatten von Büschen stellen. Der Abstand kann auch größer sein, da die Sonne morgens noch tief steht.
Tipp 4: Passe deinen Tag-Nacht-Rhythmus dem Tageslicht an
Die Naturverbundenheit beim Zelten zwingt dich mehr oder weniger dazu, deinen Tag-Nacht-Rhythmus anzupassen. Wildes Zelten ist in Deutschland verboten. Dazu später mehr. Daher solltest du dein Nachtlager am Morgen zeitig wieder abbauen.
Suche dir unbedingt rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit einen Schlafplatz. Sicher möchtest du dein Zelt im Hellen aufbauen. Rechne genügend Zeit ein, dich noch im Hellen bettfertig zu machen. Das kleinere Problem ist, dass du im Dunkeln selbst nichts mehr siehst. Gravierender erscheint mir die Gefahr, von jemandem gesehen zu werden. Daher ist es ratsam, Licht und Handy auszulassen.
Sicherheit beim Zelten
Was mich persönlich am Meisten vor Antritt des Jakobswegs beschäftigte, war die Frage, wo ich am besten mein Zelt aufschlage. Meine Horrorvorstellung war nachts ausgeraubt oder überfallen zu werden. Ich kann dich beruhigen, inzwischen habe ich so oft im Freien geschlafen. Es ist nie etwas passiert. Du wirst ziemlich schnell ein Gefühl für einen guten Platz für dein nächtliches Zeltlager bekommen. Bereits aus der ersten Nacht im Freien wirst du so viel Erfahrung mitnehmen. Beachtest du meine Tipps und Hinweise, wirst du garantiert eine sichere Nacht in deinem Zelt verbringen.
Zelten in Deutschland
Nach deutschem Gesetz ist das Wildcampen mit einem Zelt generell verboten, insbesondere in Naturschutzgebieten und Küstenregionen. Dabei wird Wildcampen definiert als das Übernachten im Zelt außerhalb von Campingplätzen. Eine Grauzone dagegen ist das Biwakieren, das Übernachten im Freien im Schlafsack oder auf einer Luftmatratze. Denn das Nächtigen im Freien ohne Zelt ist im Gesetz nicht ausdrücklich verboten. Da es Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt, ist es ratsam, wenn du dich vorab informierst. Informationen zum Wildcampen findest du zum Beispiel auf bussgeldkatalog.org.
Wer aber sein Zelt irgendwo im Nirgendwo aufschlägt, wo niemand weiß, dass dort jemand zeltet, kann auch nicht angeklagt werden, richtig? Was ich damit sagen will: Wo kein Kläger, da kein Richter! Dabei ist es selbstverständlich, dass du die Natur ganz genauso verlässt, wie du sie vorgefunden hast! Im Idealfall nimmst du zu deinem Müll noch weiteren mit.
Erfahre hier, wie nachhaltiges und umweltbewußtes Reisen funktionieren kann.
Auf dem Jakobsweg zelten: Die Vorzüge des Zeltens
• Naturverbundenheit
Das Zelten hat einen ganz anderen Charakter, als in einer gebuchten Unterkunft zu schlafen. Man ist mitten in der Natur mit allen Geräuschen, die nachts draußen vorkommen. Was ich damit meine? In meiner ersten Nacht im Zelt hörte ich plötzlich komische Geräusche vor dem Zelt. Ich konnte sie nicht zusortieren. Eine Weile rätselte ich und kam ich auf die springende Idee. Es waren Rehe, die das Gras um das Zelt herum abfraßen. Ich schätze diese nahe Naturverbundenheit.
Aktiv zum Umweltschutz beitragen, indem wir Müll einsammeln. Erfahre hier mehr.
• Ruhe
Damit einher gehen Ruhe und Entspannung, die die Natur bietet. Im Grünen können wir unsere Akkus mit der Kraft der Natur aufladen. Die äußeren Reizüberflutungen sind hier außer Kraft gesetzt.
• Flexibilität
Das Zelten hat den Vorteil, dass man flexibel ist. Der Übernachtungsort muss nicht vorab festgelegt werden. Man gerät nicht unter Druck, wo man am Abend zu sein hat. Es lässt sich spontan schauen, wie weit einen die Füße tragen. Ohne uns vorab festzulegen können wir hier unser Zelt aufschlagen.
• Kostenlos
Was bietet sich mehr für Menschen mit wenig Budget an? Zelten kostet keinen Cent.
• Tagesstruktur
• Zelten Jakobsweg - ein Abenteuer
Zelten bringt auch immer eine gewisse Portion Abenteuer mit, da alles flexibel und offen ist. Für Abenteuerlustige ist das Campen die perfekte Art zu Reisen. Wem gerade das Abenteuer ein wenig Angst macht, den kann ich beruhigen. Vieles lässt sich im Voraus planen, so dass man böse Überraschungen vermeiden kann.
Zelten Jakobsweg: Das Zelt
Beim Pilgern auf dem deutschen Jakobsweg empfiehlt sich, auf eine leichte Ausrüstung zu setzen. Schließlich trägst du den Rucksack mit dem Gewicht den ganzen Tag auf dem Rücken.
Beim Zelt war mir zudem wichtig, dass es leicht und schnell aufzubauen ist. Ein weiteres Kriterium für das Zelt ist, dass der Aufbau alleine möglich ist. Um im Aufbau Routine zu bekommen und sicherzugehen, dass keine Teile fehlen, baut man das Zelt im Idealfall vor Reiseantritt im Garten auf. Zu diesem Zeitpunkt steigt das erste Mal geballte Vorfreude in mir auf. Um am ersten Abend entspannt zu bleiben, empfehle ich dir den Zeltaufbau vorab.
Du bist dir noch nicht sicher, ob pilgern und zelten auf dem deutschen Jakobsweg das Richtige für dich sind? Leihe dir zunächst die Ausrüstung im Familien- oder Freundeskreis. So kannst du eine Menge Geld sparen und Ressourcen schonen.
So zeltest du sicher auf dem deutschen Jakobsweg
Nach deiner ersten Nacht wirst du bereits ein Gefühl für einen sicheren und schönen Ort bekommen haben. Zelten im Freien ist ein wundervolles Outdoor-Erlebnis, welches ich nicht mehr missen will. Du wirst dich wundern, welche natürlichen Geräusche es draußen gibt, die wir gar nicht mehr kennen. So hat mich -wie bereits erwähnt- das Abfressen des hohen Grases der Rehe um mich herum am ersten Abend stark erfreut.
Ich hoffe, dir hilft mein Grundgedanke, der mich persönlich immer wieder beruhigt: Ein böser Mensch wird in der Regel nicht im Wald, sondern in der Stadt nach Menschen suchen! In diesem Sinne wünsche ich dir ein wundervolles und sicheres Zelt-Abenteuer.
Wie hat dir mein Beitrag zum Thema Auf dem deutschen Jakobsweg zelten gefallen? Hinterlasse mir einen Kommentar und teile den Beitrag über den Facebook-Button.
Vielen lieben Dank für Deinen Beitrag, er erleichtert mich enorm und steigert sehr die Vorfreude auf meine erste Tour. Bin gerade dabei mich schlau zu machen und nach und nach Ausrüstung zu besorgen und mich umzuhören.
Welches Zelt hast Du da?
Herzliche Grüße aus Münster
Natalie
Liebe Natalie,
das freut mich sehr, dass mein Beitrag dich motiviert hat 🙂
Ich habe mir extra zum Wandern das MSR Hubba Hubba NX für 2 Personen angeschafft. Das kostet zwar mehr, ist aber dafür auch ultraleicht (1,54 kg) und man hat alleine auch noch für Gepäck gut Platz. Außerdem ist es super schnell alleine aufgebaut. Ich würd’s mir immer wieder holen!
Liebe Grüße aus Hannover und eine aufregende Zeit!
Sonja